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Benediktbeuren: Lobo Guerrero y su gente Flamenco – Stolz und Anmut

Benediktbeuren. Sonntag 10.08.2014

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Man hat den Flamenco – oder man hat ihn eben nicht. So leicht könnte man es sich machen, wenn  die Ursprünge, die Traditionen, die Technik und das daraus resultierende Selbstverständnis sich nicht etwas schwieriger, etwas komplexer gestalten würden. Aber wie in manch anderer Vereinfachung, so steckt auch in dieser Kurzfassung ein Körnchen Wahrheit. Denn der Flamenco ist tänzerisch wie auch musikalisch ein von starker Leidenschaft gekennzeichnetes Ereignis, das ohne emotionales Fundament nur sehr schwer umzusetzen wäre. Wenn überhaupt.

Flamenco ist eine Lebenseinstellung, ähnlich dem Blues, weit mehr noch als der Swing. Insofern: Lobo Guerrero, der Gitarrist aus Barcelona, hat den Flamenco. Eindeutig!Sein Auftritt am gestrigen Abend im Barocksaal des Kloster Benediktbeuren war ein grandioses Beispiel authentischer Hingabe. Guerrero hat die Ursprünge des Flamenco  im Blut, hat dessen Tradition verinnerlicht, er beherrscht die Saitentechnik seines Instrumentes traumwandlerisch sicher und setzt gemeinsam mit seinen Partnern Rubio Montero (Gesang), Miguell Llobell (Percussion) und Daniela Lodani (Tanz) dies alles mit einem völligen Selbstverständnis um. Als Gitarrist machte er die verschiedenen Schattierungen und Stimmungen des iberischen Blues hörbar.

Egal, ob er raumfüllende Akkorde oder schwindelerregnde Läufe spielte, man spürte in jedem Moment die kulturelle Vielgestaltigkeit und die Integrität des Flamenco, der sich (auch hörbar) aus indischen, marokkanischen, ägyptischen, und selbst jüdischen Anteilen zusammensetzt. Guerrero interpretierte ihn jedoch als seine Musik. Hart klagend, unendlich Stolz, voller Melancholie. In Rubio Montero hatte sein Quartett einen herzzerreißenden Cantes, dessen Stimme all die Verzweiflung und das Leid dieser Welt zu bündeln schien. Eine unendliche Traurigkeit macht sich bei ihm mit gewaltiger Intensität breit.

Er entfacht eine Glut der Gefühle – immer in enger Verbindung mit der improvisirenden Gitarre und getragen vom rhythmischen Händeklatschen, den Palmas. Miguel Llobell als Perkussionist hielt dabei mit spielerischer Leichtigkeit den Rhythmus. Mal auf der Cajon geschlagen, mal durch Palmas.Mit der Tänzerin Daniela Lodani bekam der Abend eine visuelle Dimension voller Gravität und Anmut. Ihre markanten Bewegungen, ihre dabei spannungsvolle Körperhaltung, ihre wellenförmig arabesken Gesten, bis hin zum harten, selbstbewussten Aufschlagen der Füße, vermittelten würdevolle Sinnlichkeit.

Eine Art inszenierter Ausdruckstanz, dessen Wechselspiel von pulsierendem und abruptem Stillstand einen ganz speziellen Reiz entfaltet.Ein im wahrsten Sinne des Wortes „Meisterkonzert“, das, losgelöst von Zeit und Raum, die Aussage von Lobo Guerrero veranschaulichte: „Ich kann ohne Flamenco nicht leben!

Joerg Konrad

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